Von St. Blasien nach England
Gertrude Regina Sara Grumbach wurde am 1. Februar 1909 in St. Blasien geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Gustav Grumbach und dessen Frau Hulda Dreifuss. Sie war die Jüngste von drei Geschwistern und hatte zwei ältere Brüder, Alfred und Hugo. Gertrude besuchte bis zu ihrem 14. Lebensjahr die St. Blasier Volksschule und ging anschließend auf ein Internat in die Schweiz, um eine weitere bessere Bildung und Kenntnisse in der französischen Sprache zu erlangen. Sie besuchte das Internat zwei Jahre lang, bis sie anschließend, im Jahre 1925, in das Kaufhausgeschäft ihres Vaters einstieg. Zunächst war sie dort nur in der Buchhaltung tätig und für die Korrespondenz zuständig, übernahm gegen Ende Juli 1933 jedoch eine wichtige Rolle im Einkauf und Verkauf.
Schon vor 1933, also vor der Machtübernahme Hitlers, breitete sich die nationalsozialistische Bewegung immer weiter aus, weshalb die Gewerbeleistungen der Familie Grumbach immer weiter fielen. Weitere negative Auswirkungen auf die Familie folgten. So wurde ihr Bruder Hugo sowie ihr Vater Gustav im Frühjahr 1933 verhaftet und in einen Steinbruch verschleppt, von wo aus sie eigentlich in das Gefängnis in Waldshut-Tiengen hätten verlegt werden sollen. Dieses war jedoch schon überfüllt und sie wurden aufgrund dessen wieder freigelassen. Im Juni 1933 floh Gertrude mit dem Rest ihrer Familie aus Angst vor weiteren Repressalien nach Zürich zu ihrem Bruder Alfred Grumbach. Am 28.08.1933 floh die Familie dann weiter nach Frankreich, wo sie in Straßburg im Elsass in der Rue de la Mèsange 13 lebten und wo ihre Mutter Hulda am 4. Januar 1934 an einer Lungenkrankheit verstarb. Gertrude zog anschließend mit ihrem Vater 1938 weiter nach London, wo sie ihren Mann David Jakobi kennenlernte. David Jakobi wurde am 02.10.1896 in Salmünster, Bad Soden, geboren und verstarb am 11.12.1978 in Stoke Mandeville, Großbritannien.
Gertrude heiratete David Jakobi 1935, nahm seinen Namen und am 14. Januar 1939 die englische Staatsangehörigkeit an. Sie bekamen zusammen zwei Kinder, John Robert Jakobi, geboren am 15.02.1937 in London und verstorben am 26.01.2020 in Stoke Mandeville sowie Helen Jakobi, geboren in London am 17.07.1938. Sie zogen in ein kleines Dorf außerhalb von London, namens Stoke Mandeville. Im persönlichen Gespräch erzählte ihre Enkelin vom Farmleben der Familie, von Gertrudes Liebe für ihren Garten und ihre besondere Zuneigung zu den Hunden. Aus dem Gespräch mit ihrer Tochter und ihrem Enkel Jonathan geht außerdem hervor, dass Gertrude ein sehr offener Mensch war, der gerne auf andere Menschen zuging und mit ihnen kommunizierte, weshalb es für sie anfangs auch schwer in England war, da ihr Englisch nicht gut war und sie somit Schwierigkeiten hatte in ihrem neuen Zuhause Freundschaften zu knüpfen. Gertrude integrierte sich jedoch zunehmend in England, erlernte die Sprache und kümmerte sich um den Haushalt und Garten. Ihrem Beruf ging sie nicht mehr nach. Sie stellte in diesem Zusammenhang 1958 einen Antrag auf Wiedergutmachung wegen „Schaden im beruflichen Fortkommen“. Ihr Antrag wurde 1961, bereits nach ihrem Tod, abgelehnt. Am 9. November 1961 wurde sie schwer erkrankt in ein Krankenhaus eingeliefert und verstarb zehn Tage später am 19.11.1961.
Recherchen Joana Albiez