Hugo, Lili und Ellen Grumbach: St. Blasien

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Hugo, Lili und Ellen Grumbach

Von St. Blasien über England in die USA

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Von St. Blasien über England in die USA

Hugo Grumbach  und  Lili Grumbach  (geb. Günzburger)  mit ihrer ersten Tochter Ellen Grumbach  wohnten gemeinsam als junge Familie in der Bernau-Menzenschwander Straße.

Hugo Grumbach  wurde am 2. März 1899 in St. Blasien als Sohn des jüdischen Ehepaars Gustav Grumbach und Hulda Grumbach (geb. Dreifuss), als Zweiter von drei Kindern, geboren. Seine Eltern führten ein Kaufhaus in der Hauptstraße 3 in St. Blasien.

Seine letzten Schuljahre fielen auf die Zeit des ersten Weltkrieges. In der damaligen politischen Situation war es für jüdische Kinder uneingeschränkt möglich, weiterführende Schulen zu besuchen. Seine Frau Lili führte dazu aus: „Er besuchte das Gymnasium in St. Blasien und Freiburg bis zur Obersekundarreife im Jahre 1914“. Studiert hat Hugo Grumbach nie. Von 1917 bis 1918 diente er als Soldat im ersten Weltkrieg. Nach dem Krieg trat er eine Lehre in Frankfurt am Main an.

In einer Meldekartei von Gustav Grumbach ist ersichtlich, dass Hugo Grumbach sich im Alter von 22 Jahren in St. Blasien abmeldete, um eine Reise nach New York anzutreten, wo er einen Pelzhandel übernahm. Er blieb für drei oder vier Jahre in den Vereinigten Staaten. 1924 kehrte er zurück nach St. Blasien zu seiner Familie.

Lili Günzburger wurde am 27.08.1908 in Mannheim geboren. Sie war die Tochter von Michael Günzburger und Bertha Günzburger. Sie hatte einen älteren Bruder Fred Jack Gunston und eine jüngere Schwester, Greta Friedhoff. Lili wuchs in Mannheim im Kreis ihrer Familie auf. Jeden Samstag ging die Familie in die Synagoge und man traf sich dort mit Freunden und der Familie. Auch das Verhältnis zu den Großeltern war sehr gut.

Lili lernt Hugo in Mannheim kennen

1930 lernte Lili in Mannheim bei den Tennisplätzen Hugo Grumbach kennen, der dort auf Geschäftsreise war. Die beiden verliebten sich und heirateten noch im gleichen Jahr, am 11. September 1930, in Mannheim. Sie zogen zusammen nach St. Blasien und wurden in der Pension Schmidt, Haus Rau, wohnhaft. Hugo arbeitete als selbstständiger Kaufmann und unternahm öfters Geschäftsreisen. Diese resultierten aus seiner Funktion als Einkäufer für das Kaufhaus Grumbach. Ihr erstes Kind Ellen Grumbachbekam das Paar am 21. Juni 1931 in Freiburg im Breisgau. Ellen erinnerte sich später an eine glückliche und behütete frühe Kindheit in St. Blasien. So schreibt sie: “[For my second birthday], Grandpa Gustav (Dad’s father) gave me an umbrella which I liked so much that I always took it on walks with me, rain or shine. I loved to go to Grandpa’s big department store where I would write letters and look at picture books for hours.”

Anfang der 1930er Jahre lebte Lili mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter Ellen in St. Blasien, wo Hugos Familie weiterhin ihr Kaufhaus betrieb. Allerdings verschlechterte sich die Situation für jüdische Menschen in Deutschland in den 1930er Jahren zunehmend. Nach Lilis späteren Angaben nahmen die Anfeindungen zu. Aufgrund der zunehmenden Repressalien der Nationalsozialisten in St. Blasien, die in der Verhaftung Hugos und Gustavs im Frühjahr 1933 gipfelte, aus der sie nur dank der Überfüllung des Gefängnisses in Waldshut-Tiengen wieder entkamen, floh die ganze Familie Grumbach im Juni 1933 nach Zürich zu Alfred Grumbach und von dort über Straßburg weiter nach Manchester. Seine Anteile am Kaufhaus Grumbach veräußerte Hugo.

Die Entscheidung zur Flucht war in Lilis Familie zunächst umstritten, aber man einigte sich darauf Lili und ihre Familie in ihrem neuen Zuhause in Manchester, England, regelmäßig zu besuchen. Dort lebten sie in West Didsbury, 153 Barlow Moor Road in einem dreistöckigen Backsteinhaus mit einem großen Garten. Hugos Vater Gustav lebte im zweiten Stock während Lilis Freundin Ruth Jaeger (später Ruth Cherry), die mit der Familie nach England gekommen war, viele Jahre im dritten Stock lebte. Ruth half Lili im Haushalt. Am 28.05.1936 bekam die vierjährige Ellen eine Schwester namens Doreen. Lili beschreibt ihre Zeit in Manchester als anfangs sehr schwer. „Um uns über Wasser zu halten, hatte ich ein sogenanntes “rooming-house“, das wir mieteten. Später konnte mein Ehemann zusammen mit meinem Bruder Fred J. Gunston vorübergehend eine Firma zur Verwertung von Baumwollabfällen betreiben.“ Weitere Teile von Lilis Familie folgte in dieser Zeit nach England. Das gemeinsame Geschäft gaben die beiden aber bald auf.

In Toms River eröffnen sie eine Hühnerfarm

Da Hugo bereits einige Zeit in den USA gelebt hatte und die Zeit sehr genossen hatte, machten er und Lili schon 1938 Pläne, in die USA zu ziehen. Im Februar 1939 reiste das Ehepaar in die USA. Im März 1939 nahmen sie den Rest ihrer Familie (Töchter Ellen und Dodi) sowie ihr Kindermädchen Ruth Jäger mit in die USA. In Toms River, New Jersey, eröffnete Hugo eine Hühnerfarm.

Aufgrund einer Krebserkrankung starb Hugo Lazarus Grumbach am 13.09.1947 im Alter von nur 48 Jahren in Philadelphia, USA.

Lili war noch weitere viermal verheiratet mit Benzion Scherer, Ralph Adolf Hecht, Arthur Lucas und Alfred Werth Wertheimer. Im hohen Alter von 102 Jahren verstarb Lili am 16.07.2010 in Laguna Hill, USA. Bis heute erinnern sich ihre Verwandten lebhaft an Lili als eine sehr starke Lady.

Ellen heiratete später Harvey Morton Gladstone und hatte mit ihm drei Kinder, Gary Louis Gladstone, Michael Jay Gladstone und Bruce Randall Gladstone. Sie starb am 24. Januar 1979 in Boston (USA).

Die zweite Tochter von Lili und Hugo heißt Doreen Hilde (Dodi) Grumbach. Sie wurde am 28.5.1936 in Manchester, England, auf der Flucht geboren. Sie war mit Murray Fromson verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder, Aliza Fromson (Ben Tal) und Derek Ross Fromson. Dodi lebt heute in Kalifornien.

Recherchen von Nikola Agnieszka Cukierska und Stella Konzack

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