Alex Mendelsohn: St. Blasien

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Alex Mendelsohn

Vom Weltkriegssoldaten zum Fotografen in St. Blasien – und Montevideo

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Vom Weltkriegssoldaten zum Fotografen in St. Blasien – und Montevideo

Alex Mendelsohn wurde als Israel Alexander Mendelsohn am 11.05.1891 in Memel (Ostpreußen) geboren. Er war der Sohn von Nathan Mendelsohn und Hanna Mendelsohn (geb. Glatt). Nach dem Abschluss der Mittelschule in Königsberg zog er nach Gotha und machte eine dreijährige Berufsausbildung zum Kaufmann. Von 1907 bis 1914 arbeitete er für verschiedene Firmen in Halle (Saale), Zwickau und Hildesheim, bis er zum Heeresdienst eingezogen wurde. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges führte er ein “Leben im Felde”. Durch eine Verwundung verlor er einen Lungenflügel, weshalb er 1919 den Lungenkurort St. Blasien als Wohnort wählte.

Ab 1933 stark rückläufige Umsatzzahlen

Hier machte er sich als Fotograf selbstständig und eröffnete ein Fotogeschäft, zuerst in der Menzenschwanderstraße und später in der Hauptstraße. Er entwickelte Fotografien, zum Beispiel Röntgenaufnahmen für das Sanatorium, und verkaufte Ansichtspostkarten an Pensionen und Restaurants sowie im eigenen Geschäft. Nach der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 attackierten Angehörige der SA die Geschäfte jüdischer Unternehmer in St. Blasien. Im Zuge des Boykotts im Jahre 1933 verzeichnete die Photocentrale Mendelsohn ab 1933 stark rückläufige Umsatzzahlen.

Walter Degner, ein damaliger Schüler des Kollegs St. Blasien erinnerte sich später: „So war eines Tages, als wir in Dreierreihen wie üblich auf dem Spaziergang durch die Stadt geführt wurden, vor einem Photogeschäft die Straße mit der Aufschrift versehen. „Hier wohnt ein Jude!“ Manche von uns ließen dort ihre Filme entwickeln. Der Mann galt als sehr sympathisch und machte seine Sache gut. In den nächsten Tagen hatten wir Gelegenheit, ein großes, gerahmtes Foto im Schaufenster zu betrachten, auf dem der Besitzer als Soldat des Weltkrieges mit Orden zu sehen war. Wie haben sich unsere Fotografen in der Folgezeit verhalten? Etwa das Geschäft gemieden? Ich weiß nicht.“

Alex Mendelsohn wurde aus seiner Wohnung gedrängt

Mendelsohn wurde aus seiner Wohnung gedrängt und zog in das Hintergebäude seines Fotogeschäftes ein, bis er 1938 Jahr sein Geschäft im Zuge einer „Arisierung“ mitsamt Bildrechten, Waren und Einrichtung verkaufte. Im Juli verließ er St. Blasien in Richtung Hamburg, um gemeinsam mit seinem Bruder auszuwandern. Dort wurde ihm die Zuzugsgenehmigung verwehrt, weshalb er zunächst nach Lübeck auswich.

Alex‘ Bruder, Moritz Mendelsohn, lebte mit seiner Frau, Eva (zuvor Paula Elisabeth) Mendelsohn und ihren Töchtern Ruth und Margot in Hamburg. Die ältere Tochter, Ruth, sollte mit Moritz und Alex das Land verlassen, während Eva und Margot später nachreisen wollten. Bevor Alex Mendelsohn die Flucht antreten konnte, wurde er im Zuge der Novemberpogrome 1938 verhaftet und „zu seinem eigenen Schutze“ im Staatsgefängnis in Lübeck inhaftiert. Nach seiner Entlassung konnte er am 15.12.1938, mit Moritz und Ruth Deutschland über Hamburg und Boulogne in Frankreich verlassen. Von dort fuhr die „Highland Brigade” nach Montevideo in Uruguay. Die Überfahrt begann am 17.12.1938 und endete am 06.01.1939 in Montevideo.

Trotz „Arisierung“ konnte Alex Mendelsohn einige Ausrüstung aus seinem Atelier auf die Überfahrt mitnehmen. In Montevideo eröffnete er mit seinem Bruder erneut ein Fotogeschäft. 1950 erhielt Alex Mendelsohn die uruguayische Staatsbürgerschaft und im Rahmen seines Wiedergutmachungsprozess im Jahr 1957 dann auch die zuvor entzogene deutsche Staatsbürgerschaft zurück. Nach Kriegsende kehrte er nie mehr nach Deutschland zurück, lebte lange Zeit mit seinem Bruder und dessen Familie in Uruguay und verstarb am 02.07.1982 in Montevideo.

Recherchen von Jasmin Frommherz

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