Von St. Blasien nach Kanada
Alfred Grumbach wurde am 31. März 1898 in St. Blasien als erstes Kind von Gustav und Hulda Grumbach (geb. Dreifuss) geboren. In St. Blasien ging er zunächst in die Volksschule, um anschließend in Freiburg im Breisgau die Oberrealschule zu besuchen und 1913 mit der Mittleren Reife abzuschließen. Beim „Kaufhaus Frank & Baer in Frankfurt am Main machte er eine kaufmännische Lehre und arbeitete darauf als Verkäufer, bis er 1916 als Soldat zum Ersten Weltkrieg einberufen wurde. Er diente zunächst beim I. Badischen Leibgrenadier-Regiment 109 in Karlsruhe und kam 1917 zum Deutschen Alpenkorps an die Italienische Front. Im Januar 1918 kam er an die Westfront, wurde dort zum Unteroffizier befördert und mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse geehrt. Bei einem Einsatz in Nord-Frankreich wurde er durch einen Granatsplitter schwer verwundet, woraufhin er bis Februar 1919 in der Universitätsklinik in Freiburg im Breisgau behandelt wurde.
Nach seiner Erholung und der Entlassung aus dem Heeresdienst 1919 war Alfred Grumbach zunächst als freier Handelsvertreter für mehrere Straßburger Textilfirmen tätig. In den 1920er Jahren wurde er zum Teilhaber der väterlichen Firma „Kaufhaus Gustav Grumbach“ in St. Blasien und betätigte sich in vielen unterschiedlichen Unternehmen: 1923 übernahm er die Geschäftsführung eines Kaufhauses in Bulle, Kanton Freiburg, Schweiz, 1924 und 1925 reiste er für zehn Monate in die USA und von 1926 bis 1929 war er Geschäftsführer der Deutschen Kunstharz Fabrik, Berlin-Rummelsburg. In der letzteren Funktion unternahm er viele Reisen innerhalb Europas. Ab 1929 bis 1932 konzentrierte er sich dann auf die Mitarbeit im väterlichen Betrieb in St. Blasien, bis er im Januar 1932 den Posten eines Organisators in der WOSTWAG (West-Osteuropäische Warenaustausch AG) übernahm, welche ihren Sitz in Berlin hatte. Alfred Bach wohnte deshalb ab 1932 in Berlin Wilmersdorf. Zwischenzeitlich betreute er eine Zweigstelle in Hannover. Im Herbst 1932 wurde er zweiter Geschäftsführer der Muttergesellschaft. Diese Position behielt er bis zum März 1933.
Keine Zukunft mehr in Deutschland
Nach der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Tätigkeit der WOSTWAG stark eingeschränkt. Die Firma war überwiegend in jüdischem Besitz, hatte jüdische Geschäftsführer und galt als politisch links orientiert. Aufgrund der Schwierigkeiten, denen die Mitarbeiter der Firma ausgesetzt waren, zog Alfred Grumbach im März 1933 nach Zürich in die Schweiz.
„Wir alle, die in der Firma [WOSTWAG] tätig waren und einiges von der Welt gesehen hatten, waren uns schon damals klar, wie die Dinge in Deutschland laufen würden, und dass hier das Leben für einen Juden unerträglich werden würde.“ Alfred Bach, 1957.
Als im Sommer sein Vater und sein Bruder als Juden in St. Blasien verhaftet worden waren, war ihm klar, dass es keine Zukunft mehr für ihn in Deutschland geben würde. Seine Eltern und Geschwister flohen bald darauf ebenfalls nach Zürich, wo sie mit Alfred Grumbach zusammentrafen. Im selben Jahr musste das Kaufhaus in St. Blasien, an dem er zu einem Drittel beteiligt war, verkauft werden. Seine Mutter Hulda Grumbach starb am 7. Januar 1934 auf der Flucht in Straßburg. Gustav und Hugo emigrierten zunächst nach England und später in die USA.
Alfred Grumbach ging zunächst für vier Jahre nach Paris, wo er erst nach zwei Jahren eine beschränkte Arbeitserlaubnis erhielt. 1935 konnte er mit einem deutsch-jüdischen Chemiker einen kleinen Betrieb zur Herstellung von wasserlöslichen Ölen und Fetten gründen, der aber aufgrund ihres Daseins als Flüchtlinge nicht ausreichte, um sich in Frankreich ein neues Leben aufzubauen.
Als es ihm gelungen war, eine Einreiseerlaubnis für Südafrika zu erlangen, entschied er sich 1936 dazu, Europa zu verlassen und in Südafrika ein neues Leben aufzubauen. Bei der Einreise änderte er seinen Namen in Alfred Bach um. 1937 gründete er mithilfe eines Darlehens in Port Elizabeth einen Fabrikationsbetrieb für chemische Leime. In Johannesburg heiratete er 1937 Jean Elin, die als auch nach der Eheschließung noch als Sekretärin weiterarbeitete, bis das Unternehmen eine ausreichende Existenzgrundlage darstellte. 1940 wurden eine Tochter, Hilary, und 1943 ein Sohn, Michael Colin, in Port Elizabeth geboren.
1947 zieht die Familie nach Johannesburg
Gustav Grumbach, Alfred Bachs Vater, besuchte Alfred 1946/1947 in Südafrika. Auf dieser Besuchsreise starb Gustav Grumbach am 17. August 1947 in Port Elizabeth.
1947 zog die Familie nach Johannesburg, wo Alfred die Stofftier-Firma „Elsa Toys“ übernahm. Er besuchte einige Spielzeugmessen, darunter die Spielzeugmesse in Montreal. Im Mai 1957 verließ die Familie Südafrika, bereiste Europa, darunter auch die für die Familie wichtigen Orte St. Blasien, wo er geboren wurde, sowie Zürich and London. Im Juli 1957 zog die Familie nach Toronto, Kanada. Hier kaufte er die Duschvorhang-Firma „James B. McGregor“, die er ausbaute.
Alfred Bach starb am 17. August 1969 auf einer Europa-Reise in Bad Ragaz in der Nähe von Zürich und wurde in Toronto begraben. Alfred Bachs Sohn, Michael Colin Bach, wurde ein berühmter Arzt und Spezialist für Infektionskrankheiten und starb am 28.02.1998 in Florida. Er hinterließ Familie in Kanada und den USA. Hilary Bach wurde Kindergärtnerin und heiratete 1967 Gustavo Martinez, der am 01. März 2023 starb. Sie, ihre beiden Töchter Michelle and Amanda sowie die Nachkommen leben heute in Toronto, Kanada.
Recherchen von Pascal Matzen