Zentrum Holzbau Schwarzwald
icon.crdate03.02.2022
Worum es bei dem Projekt geht.
Worum es bei dem Projekt geht
Der Standort für das geplante Zentrum Holzbau Schwarzwald (ZHS) in Menzenschwand steht fest: Das Kompetenzzentrum für den Holzbau soll am Standort des Kurhauses realisiert werden. Im ZHS sollen Forschung und Praxis zusammenfinden. Denn die Forschungseinrichtungen, Institutionen, Unternehmen, Städte und Gemeinden im Schwarzwald, die mit Holz zu tun haben, sind bisher kaum untereinander vernetzt. Stefan Kudermann, beim Verein Bauwerk Schwarzwald Projektleiter für das ZHS, ist davon überzeugt, dass die Möglichkeiten des Holzbaus noch viel stärker in die Forschung eingebunden werden müssen. Und dafür haben sich fünf große Holzbaufirmen aus dem Landkreis Waldshut (Baur WohnFaszination, Gutex, Holzbau Bruno Kaiser, LignoTrend, Holzbau Amann) mit dem Verein Bauwerk Schwarzwald und dem Landkreis Waldshut zusammengetan, um das ZHS zu verwirklichen. Als Kooperationspartner konnten mehrere Hochschulen, Firmen, Kommunen und weitere namhafte Forschungseinrichtungen gewonnen werden.
Projektträger sind auf die Stadt St. Blasien zugegangen
Bei der Standortfrage war die Gruppe auf die Stadt St. Blasien zugegangen: „In Menzenschwand kann man den Wald und die Natur spüren, dort laufen die Kreise Waldshut, Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald zusammen“, so Kudermann. Ursprünglich hatten die Projektpartner den Mösleparkplatz als Standort ins Auge gefasst. Nach einem intensiven Gedankenaustausch mit allen am Projekt Beteiligten wird das Kurhaus-Areal als idealer Standort gesehen. In den Prozess waren neben den Projektträgern selbst auch der Ortschafts- und der Gemeinderat, die Stadtverwaltung, Bürgerinnen und Bürger, eine Interessengemeinschaft, Vereine und externe Berater eingebunden. „Das Tolle an diesem Projekt ist, dass es aus der Praxis heraus entstanden ist und sich nun stetig weiterentwickelt“, sagt Bürgermeister Adrian Probst. Mit diesem Projekt gelinge es auch, die beiden Pole Stadt und Land zusammenzubringen, ergänzt Probst: Je mehr Häuser und Wohnungen aus Holz auch in Städten entstehen, desto wichtiger sei es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, woher der Rohstoff kommt. „Unter diesem Dach kommt dann alles zusammen, was die Region aufzubieten hat“, so Probst. Auch die Hochschulen und Forschungsinstitute seien sofort mit im Boot gewesen, berichtet die Architektin Diana Wiedemann, Vorsitzende des Vereins Bauwerk Schwarzwald. Der Verein möchte Schwarzwälder Baukultur, Handwerk und Design miteinander verbinden. „Und wenn 50 Studierende nach Menzenschwand ins ZHS kommen, dann brauchen sie Übernachtungsmöglichkeiten“, sagt Probst. Davon wiederum profitiere die heimische Hotellerie und Gastronomie. „Von dem Projekt soll die gesamte Region etwas haben“, fügt er hinzu.
Konzentrierte Kompetenz im Holzbau sichtbar machen
„Allein im Landkreis Waldshut entstehen mehr als die Hälfte aller neuen Einfamilienhäuser in Holzbauweise“, hebt Diana Wiedemann die Bedeutung von Holz als Baustoff in der Region hervor. Ein weiterer Beleg dafür sei auch, dass es im Landkreis Waldshut bundesweit die meisten Sägewerke gebe, sagt Stefan Kudermann. Für den Bau des ZHS soll eine gGmbH gegründet werden, die später Eigentümerin und voraussichtlich auch Betreiberin werden soll. „Unser Ziel ist es, das, was wir mit dem ZHS einnehmen, auch wieder ins ZHS zu investieren“, sagt Stefan Kudermann. „Mit dem ZHS können wir unsere konzentrierte Kompetenz sichtbar machen“, ist Ralf Harder von der Weilheimer Firma LignoTrend, die konfigurierbares Brettsperrholz herstellt, überzeugt.
Dass das bislang nicht passiert ist, sei auch eine Identitätsfrage, glaubt Stefan Kudermann: „Wir sind Schwarzwälder, wir pushen uns selbst nicht.“ Dabei sei gerade der Holzbau ein identitätsstiftendes Element im Schwarzwald. „Und das müssen wir nach außen auch zeigen.“ Das sei bislang vernachlässigt worden, findet auch Geschäftsführer Bernhard Tritschler von Holzbau Amann in Weilheim. „Im Team kann man viel mehr erreichen, als als Einzelner“, bringt es Tritschler auf den Punkt. „Hier können wir unsere Interessen bündeln, ich sehe in diesem Zusammenschluss einen großen Mehrwert“, bekräftigt Heike Granacher von der Firma Gutex in Waldshut-Tiengen, die Dämmstoffe aus Holz herstellt. Zu diesem Netzwerk gehöre natürlich insbesondere auch die Einbindung des Forsts: „Denn was bringt es uns, wenn im Wald nur Hölzer angebaut werden, die wir vielleicht gar nicht verarbeiten können?“, fragt Heinrich Birk, Geschäftsführer von Baur WohnFaszination in Höchenschwand. Dafür brauche es den fachlichen Austausch, der im ZHS stattfinden soll.
Holzbau kann schon früh erlebbar gemacht werden
Zudem arbeiten viele junge Menschen aus der gesamten Region in der Holzbaubranche – sei es als Schreiner, Zimmerer oder Holzbearbeitungsmechaniker. "Die Holzbaufirmen im Landkreis bieten ihnen Arbeitsplätze und damit Perspektiven, in der Heimat wohnen zu bleiben und gut versorgt zu sein. Um noch mehr junge Menschen für die Holzbaubranche zu gewinnen, braucht es die bessere Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren im Holzbau", sagt Probst. Im ZHS können junge Menschen, die in der Holzbaubranche arbeiten, über den Tellerrand blicken, Lehrgänge besuchen und gemeinsam mit anderen Ideen entwickeln. Das ZHS kann damit auch eine identitätsstiftende Wirkung entfalten. Auch als Lernort für Kinder und Kindergruppen könnte das ZHS fungieren – so können Berufe im Holzbau in Workshops schon früh erlebbar gemacht und damit ein Bewusstsein für das Thema geschaffen werden.
Der Zeitplan:
- April 2021: Prämierung als Leuchtturmprojekt im Rahmen des RegioWIN-2030-Wettbewerbs
- Sommer 2021: Workshops zur Entwicklung des ZHS
- Sommer/Herbst 2021: Dialog mit der Interessengemeinschaft Pro Menzenschwand
- Ab August 2021: Planungswettbewerb für Gebäude
- Januar 2022: Entscheidung für den Standort Kurhaus Menzenschwand
- 11. Februar 2022: Infoveranstaltung zum aktuellen Stand des Projekts
- 15. Februar 2022: Gemeinderat befasst sich mit Erbbaurechtsvertrag und damit, ob die Stadt Gesellschafterin wird
- März 2022: Gründung der gemeinnützigen GmbH (gGmbH)
- April 2022: Einreichung des Vollantrags für EU-Förderung
- Herbst 2022: Erste Seminare im bestehenden Kurhaus-Gebäude
- Ende 2022: Genehmigungsverfahren und Beginn der Baumaßnahmen
Die Förderung:
Kreativität, Innovation und Nachhaltigkeit sind beim Landeswettbewerb RegioWIN 2030 gefragt. 24 Leuchtturmprojekten hat die Landesregierung diese Eigenschaften attestiert – unter anderem dem Zentrum Holzbau Schwarzwald (ZHS). Das geplante Volumen für dieses Projekt beträgt rund sieben Millionen Euro. Ist der Vollantrag für die EU-Förderung, der im April 2022 gestellt wird, erfolgreich, erhält das ZHS 60 Prozent aus Fördermitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).